Von Mitteln und Möglichkeiten
Es fiel mir nicht leicht, einem unheimlich netten Menschen den Job zu kündigen. Aber unser damals zweiter Nachtwächter Mr Da Wet war auf seinem linken Ohr fast taub und für seine Arbeit nicht mehr geeignet. 15 US-Dollar bekam er im Monat für die Bewachung des Schulgebäudes, mehr konnten wir ihm damals nicht bezahlen. Ich spürte eine große Bedrückung innerhalb unseres Teams und bat um Beratung. Es wurde vorgeschlagen, der ältersten Tochter einen Webstuhl zu kaufen, damit sie Seide weben konnte. Die Kosten für den Webstuhl würde Mr Da Wet in den nächsten Jahren zurückzahlen. Der Vorschlag wurde in der Tat umgesetzt, mit viel Erfolg. Unser ehemaliger Mitarbeiter und seine Familie arbeiten heute als selbständige Weber und verdienen mehr als zuvor.
Hi-Khan Truong, Hamburg.
- Die Seidenwebekunst in Takeo hat noch viel Potenzial
Das alles ist beklagenswert, aber wir wollen nicht alles schwarz malen. Überall gibt es Ideen und Initiative. Das Seidenweberhandwerk hat noch viel Potenzial, der Tourismus nimmt Fahrt auf und mit dem stetigen Ausbau der Infrastruktur verbessern sich auch die Chancen für den Handel. Wir wollen all denen ein Partner sein, denen Hilfe ein Anstoß zur Selbsthilfe sein kann. Ob wir es begrüßen oder nicht – Das Streben nach Gesundheit, Bildung und Sicherheit ist im Kambodscha der Gegenwart erst der zweite Schritt – der erste muss sein, die bittere Armut zu lindern und die materiellen Voraussetzungen für ein Leben in Würde und Selbstbestimmung zu schaffen.
Unsere Anstrengungen in Bildung und Wirtschaftsförderung haben daher das selbe Ziel: Menschen zu ermutigen und befähigen, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen. Aus dieser Perspektive betrachten wir unsere Programme zur Bildung, Ausbildung und Spezialisierung junger KambodschanerInnen. In diesem Geiste wollen wir Menschen mit Rat, Kontakten und Geld beim Aufbau eigener Vorhaben unterstützen. Denn Mut und Fähigkeiten reichen nicht - es bedarf auch der Mittel und Möglichkeiten.

Für Sorya e.V. ist es wichtig, neben dem Engagement der Mitglieder und Spender eine solide Basis für unsere weiteren Tätigkeiten zu haben. Ein Unternehmen zum Export kambodschanischer Seide soll uns auf feste Füße stellen und mit den Erträgen strukturelle Verbesserungen im Gesundheitswesen und der Wirtschaftsförderung ermöglichen.
Weil wir bevorzugt junge Menschen einstellen, ausbilden und fördern, sind wir diesen Hoffnungsträgern ein Sprungbrett ins Berufsleben. Manche unserer Schüler und Mitarbeiter sind schon zu gefragten Leuten geworden. Es ist eine Floskel, aber es stimmt: „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist ein guter Weg. Wir wollen Fähigkeiten stärken, Mittel bereitstellen und Möglichkeiten schaffen, damit die Kambodschanerinnen und Kambodschaner aus ihrem Land wieder ein blühendes Land machen.