Mithona

Kleine Stipendien für große Chancen

Auch in Kambodscha hat ein Tag nur 24 Stunden – viel zu wenig für unseren Junglehrer Sovann im Angesicht seiner größten Prüfung. Das Abitur stand bevor, eine einzige Woche, die entscheiden sollte über die Zukunft und die großen Erwartungen seiner Eltern in den einzigen Sohn. Ich habe noch nie jemanden so eifrig lernen sehen, 20 Stunden täglich, aufrecht gehalten allein durch die Kraft der Entschlossenheit. Dann die Entdeckung: Das Schulhandy hat einen Wecker! Wer 03:30 eingibt, wird verlässlich vor dem Morgengrauen geweckt und kann im Schein der Öllampe Formeln lernen, ehe noch die Hähne krähen. Für Sovann war das ein großer Schritt voran: Vorher hatte er draußen geschlafen, um sich von den Mücken wach stechen zu lassen! Den größten Schritt aber ging er nach dem erfolgreich bestandenen Abitur: Mit einem Mithona-Stipendium studiert Sovann jetzt Business Administration in Phnom Penh.

Hendrik Heinze, München

Soryas Patentschaftsprogramm

Sovanns Studium haben ihm Sorya–Mitglieder ermöglicht, die das Stipendienprogramm Mithona ins Leben gerufen haben und ihn finanziell unterstützen. Dazu suchen wir Paten, die mit monatlichen Beiträgen Schüler(in) unterstützen wollen. Vereinsmittel fließen für das Programm Mithona keine. Einige Stipendiaten werden wie Sovann von Montag bis Freitag als Lehrer bei uns arbeiten können. Das kommt der Qualität unseres Unterrichts zugute und hält die Stipendienkosten gering. 

Ein Studium dauert in der Regel vier Jahre und kostet mit Gebühren, Büchern und Lebenshaltungskosten 100 US-Dollar pro Monat. Wir glauben, dass dieses Geld gut investiert ist. Sie ermöglichen einem sehr talentierten, ehrgeizigen Mädchen oder Jungen, das eigene Leben und das der Familie aus eigener Kraft zu verbessern und das zu tun, wofür Eignung und Interesse am größten sind. Für Kambodscha ist es sehr wichtig, dass eine ehrliche und gebildete Generation heranwächst, die ein Stück weniger anfällig für Korruption und Rechtlosigkeit ist. 

In der Welt, aus der unsere Jugendlichen kommen, sind die Dinge vorherbestimmt, durch Tradition, ökonomische Notwendigkeit oder den Mangel an Alternativen. Mit einem Studium gehen Sovann und die anderen auf ihre aufregendste Reise. Tagelang fahren wir mit ihnen durch die Universitäten, vergleichen Prospekte, Preise und Präferenzen. In dieser verwirrenden Vielfalt üben wir gemeinsam etwas Neues: Die Wahl haben. Unsere Jugendlichen können studieren, was sie wollen – aber das müssen sie erst einmal herausfinden. Kambodschanische Studenten sehen ihre Zukunft und die ihres Landes meist in den Bereichen Development, Business, English, Tourism und Computer. Nach der Ausbildung stehen ihnen alle Wege offen. Sie werden einmal für die Regierung arbeiten, für eine Hilfsorganisation oder ihr eigenes Reiseunternehmen.

Mithona heißt Juni. Im Juni 2004 haben wir mit dem Projekt Mithona begonnen. Jeden Juni steht das Abitur bevor, und viele kambodschanische Jugendliche sind in heller Aufregung, was die Zukunft ihnen bringt. Jeden Juni wieder wollen wir genügend Unterstützer für zwei weitere Hoffnungsträger gefunden haben.

DE